
Das Elektroauto ist der grösste Stromspeicher des zukünftigen Wohnhauses. Er muss intelligent genutzt werden.
V2Switzerland
Stell Dir vor, alle Elektroautos (Stand Ende 2024 rund 200'000) können bereits bidirektional laden und die Energie wieder ins Netz zurückspeisen. Derzeit liefern uns einige Tausend Fahrzeuge der autoSense-Flotte Echtzeitdaten über Ladebereitschaft, Ladezustand und Energiereserve. Wir erfassen diejenigen Fahrzeuge, die an der Steckdose angeschlossen sind und über 60% Batteriekapazität verfügen. Diese Daten rechnen wir auf die derzeitige Fahrzeugflotte hoch und kennen somit zeitnah und präzise das aktuelle Speicherpotential der Elektromobilität. Die Daten werden alle 15 Minuten aktualisiert.
Das Swiss Mobility-Mitglied autoSense ist ein IT-Dienstleister, der eine Plattform betreibt, die Mobilitätslösungen durch Fahrzeugkonnektivität ermöglicht. Flotten profitieren von einer einheitlichen Lösung und effizientem Fahrzeugmanagement. Zudem nutzt autoSense anonymisierte und aggregierte Fahrzeugdaten, um Swiss Mobility wertvolle Erkenntnisse zu liefern.
Leistung
Die elektrische Leistung gibt an, wie viel elektrische Energie pro Sekunde umgesetzt wird – je höher die Leistung, desto schneller wird das Auto ge- oder entladen. Leistung wird in Watt (W) gemessen und berechnet sich aus Spannung mal Stromstärke.
Unsere Grafik zeigt das Potenzial von einer Flotte von 200'000 Elektroautos, die ins Netz einspeisen könnten. Die potenzielle Leistung hängt dabei vom Auto und der Ladestation ab – in einer Parksituation sind 3,6 bis 50 kW üblich. Ingesamt sind also zwischen 500 und 800 Megawatt rechnerisch möglich – vergleichbar mit einem kleinen Kraftwerk. Zum Vergleich: Das Kernkraftwerk Beznau liefert bis zu 730 MW (gestrichelte Linie).
Gespeicherte Energie
Gespeicherte Energie beschreibt die Menge an Energie, die in einem System wie einem Pumpspeicher oder eben aus vielen Elektroautobatterien zwischengespeichert ist, um sie bei Bedarf wieder nutzen zu können. So kann der Strom auch dann genutzt werden, wenn gerade keine Stromproduktion stattfindet, etwa bei Solarstrom in der Nacht. Je höher die Energie ist, desto grösser die Reichweite eines Autos – oder die Dauer der Einspeisung.
Diese Grafik visualisiert das abrufbare Energievolumen aller aktuell eingesteckten Fahrzeuge. Damit genug zum Fahren übrigbleibt, wird nur die Energie über 60% Batteriefüllgrad eingerechnet. In unserer Simulation würde keine Autobatterie unter diesem Füllgrad entladen werden. 900 MWh ist die Energiemenge, welche dem Tagesverbrauch von über 100'000 Haushalten entspricht (3-Personen im MFH).
Ladebereitschaft
Im Normalfall befinden sich Elektroautos in einem dieser Zustände: fahrend, parkierend, parkierend und eingesteckt, offline (z. B. wegen Tiefschlafmodus des Batteriemanagementsystems) oder in Wartung. In dieser Grafik visualisieren wir jenen Anteil der Flotte, der gleichzeitig eingesteckt und online ist, also potenziell ansprechbar für netzdienliche Anwendungen wie gesteuertes oder bidirektionenales Laden.
Damit dies in grosser Breite eingesetzt werden kann, müssen möglichst viele Autos zu jedem Zeitpunkt eingesteckt sein – nach dem Prinzip: wenn das Elektroautos steht, lädt es. Ein weiterer Grund für Swiss eMobility, sich für Lademöglichkeiten auch für Stockwerkeigentümerinnen und Mieter einzusetzen.
Bidirektionales Laden
Stromfluss in beide Richtungen - von der Ladestation zum Auto und bei Bedarf wieder zurück - nennt sich bidirektionales Laden. Das Elektroauto wird so in das Stromnetz eingekoppelt und vom reinen Verbraucher zum wichtigen Systemteilnehmer. Je nach Bedarf oder je nach lokaler Stromerzeugung (beispielsweise Solarstrom auf dem Dach) wird dem Auto Energie zugeführt oder umgekehrt, dem Auto Energie entnommen. Dabei entstehen verschiedene Vorteile: das Stromnetz wird stabilisiert, erneuerbare Energien werden besser genutzt (bis zu 70%!), Marktpreisunterschiede können innerhalb Stunden optimiert und die Kosten des Netzausbaus reduziert werden. Die ETH kommt zur Erkenntnis, dass eine intelligente Integration von Autobatterien in das Energiesystem die Versorgungssicherheit erhöht und Systemkosten um bis zu 6,5 Mrd. Franken reduzieren kann.
Der Akku des Elektrofahrzeuges hat eine weitaus grössere Speicherkapazität, als im Normalfall für die tägliche Mobilität benötigt wird. Im Durchschnitt steht ein Auto über 23 Stunden pro Tag. Zeit, in welcher die Batterie als temporärer Energiespeicher genutzt werden kann. Das bidirektionale Laden ist also mit keinen Nutzungsnachteilen verbunden.